Warum die Wurzener den Pausitzern das Grimm'sche Bier wegsoffen 

Es gibt einige Geschichten über Pausitz. Die eine begann 1610 in Wurzen. Dort wurden am 18. Juni Rat und Bürgerschaft vors Amt geladen mit der Maßgabe darüber zu befinden, was mit den Pausitzern geschehen soll, wo sicherem Vernehmen nach „in der Schenke dem Verbot zuwider fremdes Bier verzapft wurde". An Hand der Bürgerliste wurden hiernach 23 Bürger ausgesucht, die sich zwei Stunden später mit ihrer Wehr beim Zeughaus an der Mauer stellen mussten, um einen Ausfall mit Waffengewalt gegen Pausitz zu unternehmen.

So marschierte man denn schnurstracks ins sündige Dorf, besetzte kraft des Meilenrechts die Dorfschenke und requirierte „zwei Faß prima Grimm'sches Bier". Diese wurden dann nach erfolgreicher Rückkehr im Zeug‑ und Gewandhaus den Bürgern freigegeben. Die Pausitzer hatten das Bier aus Grimma für den Preis von 4 Pfennig pro Kanne (fast 1 Liter) erworben, also einen ganzen Pfennig billiger als in Wurzen. Doch Pausitz lag innerhalb der Wurzener Biermeile, und die Untertanen durften „fremdes" Bier nicht trinken, sondern nur das Wurznerische. Und das wurde vorwiegend von den Ratsmitgliedern gebraut.

Entnommen dem Teil über Pausitz aus "Die Dörfer im Muldentalkreis, Band 2"