Siebenköpfige Truppe aus Pausitz und Bennewitz begibt sich auf besondere Tour

Saxonette? Was ist das, wird sich jetzt manch einer fragen. Weder ein Nachfolger der legendären Saxonia Lokomotive, wie diese 1838 in Dresden gebaut und auf der Strecke Leipzig-Dresden eingesetzt wurde, noch ein Musikinstrument, ähnlich einem Saxofon. Dennoch bestehen Parallelen zur Saxonette, es ist ein fahrbarer Untersatz und verfügt als Fahrrad mit Benzinmotor über einen satten Sound. Und genau damit wollen sieben „Freunde der Saxonetten“, wie sie sich als Interessengruppe vereint haben, bis in die Bundeshauptstadt fahren.
Gleichwohl die Ähnlichkeit mit einem sogenannten Hühnerschreck verblüffend ist, wie ihn noch die älteren Ostdeutschen als Fahrrad mit Seitenmotor kennen, verbietet sich ein direkter Vergleich. Schließlich ist die Saxonette ein Kind des Westens und wurde 1938 bis 1940 von Fichtel und Sachs in Schweinfurt gebaut. Und eine Nachfolgergeneration rollte sogar bis 2011 vom Montageband. Ausgestattet mit Radio, Navigationsgerät und digitalem Tacho. Weshalb es tatsächlich begeisterte Leute gibt, die so ein etwa 30 Kilogramm schweres Gefährt in der Garage stehen haben und jeden E-Biker müde belächeln. „Das ist was für ganz Faule, während du beim E-Bike immer treten musst“, räumt Thomas Lorenz unverhohlen und verschmitzt ein.
Er und seine Lebenspartnerin, Marlis Köhler, aber auch Frank und Ute Reinhold sowie Jens Umlauf, René Münch und Herbert Stöckel aus der Gemeinde Bennewitz sind seit drei Jahren die schon besagten Freunde der Saxonetten. Und seither auch als Septett immer öfter auf den Radwegen im Muldental anzutreffen. „Genau, denn damit dürfen wir auf Radwegen fahren“, stellt Lorenz klar. So führten sie gemeinsame Touren schon nach Beucha, Wurzen und Hohburg durch oder nach Ammelshain, Großpösna und Fremdiswalde. Zwar alles keine großen Entfernungen, dafür aber gut 1000 Kilometer pro Jahr. Dabei sei die Reichweite mit bis zu 130 Kilometern deutlich höher, dank 1,7 Liter fassenden Kraftstofftanks und „extrem geringem Verbrauch“.
Um das einmal richtig auszutesten, wagte sich das Saxonetten-Team sogar schon bis an die Goitzsche bei Bitterfeld. Doch nun solle es noch ein ganzes Stück weiter gehen. „Wir fahren nach Berlin“, beweisen die Saxonetten-Freunde, dass sie Blut geleckt haben. „Und das Zielfoto wird am Brandenburger Tor gemacht“, verspricht Umlauf. Etwa 180 Kilometer – eine Tour. Freilich nicht an einem Tag, denn die Reisegeschwindigkeit betrage nur um die 25 Kilometer pro Stunde. „Deshalb haben wir in Blankenfelde eine Übernachtung gebucht. Und da wir die gleiche Strecke zurückfahren wollen, übernachten wir dort auch ein zweites Mal“, lässt sich Stöckel in den Streckenplan schauen.
Alles sei minutiös geplant. Es wird mit Pannen gerechnet, weshalb ein Begleitfahrzeug dabei ist, das im Schlepptau einen Hänger mit Ersatzteilen und ganzen Maschinen hat. „Der Weg ist das Ziel“, formuliert Münch den Reiz an der Sache. Und die Motivation haben die Tourteilnehmer nicht nur auf den Lippen, sondern auch auf der Rückseite ihrer einheitlichen T-Shirts gedruckt. Kostprobe gefällig? „Fährst du Fahrrad, ohne zu schwitzen, tust du auf einer Saxonette sitzen.“ Oder: „Willst du Muskelkraft dir sparen, musst du Saxonette fahren.“ Na dann allzeit gemütliche Fahrt.

Text: Frank Schmidt / LVZ Muldental